Die Missionstätigkeit liegt im Herzen, in der Lebensgeschichte jedes Gläubigen; sie ist Aufgabe und Berufung, eine Notwendigkeit, die unserem Glauben eingeschrieben ist: „Weh uns, wenn wir das Evangelium nicht verkünden“ (vgl. 1 Kor 9,16); aber wir wissen, dass das erste Wort (der Verkündigung) unser gelebtes Vorbild ist. Der Dienst der Christen an der Menschheit, der im Konkreten unentgeltlich und selbstlos getan wird, erweitert gewissermaßen das Sein Jesu, um alle zu erreichen, die in einer Notlage sind, die in Leid, Armut und Ungerechtigkeit leben. Als wir die ersten sieben jungen Missionare nach Liberia gesandt haben, habe ich sie eingeladen, alles was sie entdecken würden, mit den Augen eines Kindes – mit Staunen – zu sehen. Man muss staunen! Denn das bedeutet, dass man das Leben nicht mit den Augen der Angst betrachtet und denkt: “Wer weiß, was mir jetzt zustößt!”, sondern mit den Augen des Vertrauens; die Kinder sind so: Sie schauen auf das Leben mit Hoffnung, mit einem offenen Herzen. In den ersten Tagen unserer Mission in Afrika während der regelmäßigen Fußmärsche durch die Dörfer, waren die Kinder die ersten, die sich unseren Burschen angenähert haben; sie haben sie angeschaut, auf sie gezeigt und zueinander gesagt: „White man, white man!”, „Weißer Mann, weißer Mann!“ Dann hat sich der erste getraut und seine Angst überwunden, und er ist hingegangen, sie zu berühren. Sie haben die Hände berührt… und dann in den folgenden Tagen sind sie bereits gekommen, um sie mit Handschlag zu begrüßen. Sie haben diese „weißen Männer“ mit staunenden Augen angeschaut. Wir müssen lernen, das was das Leben uns bringt, mit dem Staunen und der Freude anzunehmen, die aus dem Entdecken dessen kommen, was Gott jeden Tag für uns vorbereitet. Das ist Glaube, das ist Mission. Der Mensch – wenn er glaubt und das Leben staunend annimmt – gibt in seinem Herzen der Güte Raum. Wenn einer gütig ist, macht er das Angesicht Gottes sichtbar, auch wenn er es selbst vielleicht nicht merkt: Er lässt aus seinem Herzen das Bild Gottes aufsteigen. Die Güte ist der Same Gottes tief in unserem Inneren. Und die Güte berührt die Herzen. Du kannst sogar ein Feind sein, weit weg, aber wenn du ein gutes Herz hast, bemerken das alle. In unseren Missionen fragen viele: „Wer seid ihr denn? Was tut ihr hier? Wie viel Geld bekommt ihr dafür?” Und wenn sie sagen: „Nichts”, dann glauben es die anderen nicht! Sie glauben nicht, dass es „weiße Männer“ gibt, Jugendliche, die – ohne Priester zu sein –nach Afrika und Südamerika gehen, um unentgeltlich Gutes zu tun und die Güte des Herzens zu leben. Und doch kann ich euch bezeugen, dass ich seit Jahren staunend das Wunder betrachte, dass Burschen und Mädchen, die innerlich und äußerlich zerstört waren, gütig werden, fähig zu Zeichen der Liebe und zur selbstlosen Hingabe. Uneigennützig lieben sie, sind für die anderen da, sie arbeiten und mühen sich ab, sie lösen sich von ihrer unguten Vergangenheit und zeigen, dass – wenn der Mensch Gott begegnet – das Beste aus seinem Herzen zum Vorschein kommt: die Güte. Der Herr möge uns auf dieser Straße führen, er begleite jeden von uns, denn Gott möchte, dass wir die wahre Freude kennenlernen, dass wir ein unbesorgtes und gelassenes Leben führen und uns Ihm anvertrauen. Er möchte, dass wir lernen zu beten, zu geben, großzügig zu sein und Samen der Hoffnung zu pflanzen im Leben der Menschen, die um uns herum sind. So soll Gott sichtbar werden, die Hoffnung soll aufblühen und das Licht leuchten, damit alle Menschen gerettet werden und die Wahrheit erkennen können.
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