Ich heiße Gabriella und gehöre seit einigen Jahren zu dieser wunderbaren Familie. Ich habe keine Drogenprobleme gehabt, darum verstanden viele Freunde und Bekannte nicht, warum ich in die Gemeinschaft eintreten wollte: Sie fragten sich was der Grund dafür sei, da sie mich als ein ruhiges, heiteres Mädchen kannten, das aus einer guten, christlichen Familie stammte, viele Freunde hatte und eine gute Arbeitsstelle. Wenn ich heute zurückblicke, werde ich mir bewusst, dass ich mein eigentliches Ich sehr gut vor den anderen versteckt habe; innerlich war ich immer trauriger und einsamer geworden. Ich hatte den Kopf voller trauriger und ängstlicher Gedanken: „Wer bin ich? Warum lebe ich? Warum gibt es das Leid? Was soll ich mit meinem Leben anfangen?“ Ich fühlte mich unbedeutend, und so sind die Ängste in mir gewachsen, und ich habe mich vor den anderen verschlossen. Häufig habe ich Gebetsgruppen besucht, um eine Antwort auf all das zu finden: Oftmals habe ich zu Jesus geschrien, dass Er mir aus der Traurigkeit heraushilft. Ich hoffte, jemandem zu begegnen, der mir helfen konnte, die Freude am Leben wieder zu finden. Schließlich war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich glaubte, dass nicht einmal Jesus mich erhörte; heute jedoch kann ich bezeugen, dass vielmehr ich es war, die Seine Einladung nicht annehmen wollte! Ich kannte Mutter Elvira bereits seit einigen Jahren, und immer wenn ich sie sah, bewunderte ich ihre Tatkraft und Lebensfreude. Trotz all dem hatte ich nicht den Mut, mich ihr und den anderen Mädchen der Gemeinschaft anzuschließen, nicht einmal als Mutter Elvira mich ausdrücklich dazu einlud, in die Gemeinschaft einzutreten. Ich lehnte ihren Vorschlag ab, weil ich Angst hatte, mich von der Welt und von meinen falschen Sicherheiten zu trennen. Eines Tages jedoch kam ich in eine Situation, deren einziger Ausweg die Gemeinschaft war. So habe ich mich entschieden, alles zurückzulassen und zu vertrauen! Der Anfang war wirklich nicht einfach! Vieles verstand ich nicht. Als ich zum ersten Mal den Spruch las, der im Speisesaal hing: „Schweigen, Schlucken, Ertragen“, habe ich mich gefragt – während sich mein Stolz regte – „Wie soll ich es schaffen, den Mund zu halten?“ Aber im alltäglichen Leben hat es mir sehr geholfen, nicht instinktiv zu reagieren, wenn die anderen mich auf einen Fehler aufmerksam machten, sondern ihre Worte anzunehmen; nicht zu widersprechen, sondern vielmehr darüber zu beten. Das war für mich der Weg eines konkreten Glaubens. Sie erwarteten von mir, ganz ich selbst zu sein, über das zu sprechen, was ich dachte und erlebte, die Wahrheit meiner selbst zum Ausdruck zu bringen und mit den anderen Mädchen über meine „Reaktionen“ zu sprechen. Dadurch habe ich mich freier gefühlt, die zu sein, die ich wirklich bin. Ich verstand, dass die anderen mich gern hatten, so wie ich war: Sie liebten und vergaben sogar das, was ich selbst an mir nicht annehmen wollte! Die Grundlage für diesen Weg bildet das Gebet; auch wenn ich anfangs dachte, dass es zuviel sei, so begreife ich heute, dass es mir die Kraft gegeben hat, zu vertrauen und weiterzugehen. Und es ist gut weitergegangen, denn nach einiger Zeit hat Mutter Elvira mir ein großes Geschenk gemacht: Sie hat mich für einige Jahre „in die Mission geschickt“ – zunächst nach Brasilien und dann nach Mexiko. Dort habe ich das Leben, welches ich in der Gemeinschaft wiedergefunden habe, an die Kinder weitergeben können, die meine Liebe brauchten. Aber ich denke, dass die Kinder mir sehr viel mehr gegeben haben als ich ihnen. Wenn ich das Leben dieser Kinder betrachte, ihre Freude, die sich trotz ihrer teilweise schmerzhaften Vergangenheit in sich tragen, verstehe ich, dass ich nicht beim Vergangenen, bei den Problemen von gestern haltmachen darf, sondern dass ich nach vorn schauen muss. Indem ich mit ihnen gemeinsam den Tag verbrachte – Gebet, Schulaufgaben, kleine Dienste zuhause, Spiel, Kochen... – und indem ich ihre Freuden und Erwartungen mit ihnen geteilt habe, bin ich immer mehr „Mutter“ geworden – ein Wesenszug, der in der Natur der Frau angelegt ist, aber der sich in meiner Umgebung draußen nicht hatte entfalten können. Durch die Anstrengung der Kindererziehung habe ich auch verstanden, wie viel unsere Eltern für uns getan haben, ohne dass wir uns dessen bewusst gewesen wären. Und schließlich habe ich gemerkt, dass die freudige Hingabe meines Lebens im Dienst am Nächsten genau das ist, was ich immer wollte! Ich danke Dir, Herr, für all das, was Du für mich getan hast und für Deine große Liebe zu jedem von uns.
|