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Schwester Claudia

„Du bist in meinen Augen teuer und wertvoll und ich liebe dich“ (Jes 43,4)
Da bin ich: Ich heiße Schwester Claudia und lebe heute in der Gemeinschaft Cenacolo als Schwester der Missionarinnen der Auferstehung. Als ich in die Gemeinschaft eintrat, war ich eine verwirrte und schwache junge Frau von 22 Jahren, die auf der Suche war.
Ich bin meiner Familie sehr dankbar, die mir schon als Kind von Jesus und Maria erzählt hat und die mich schon früh in das Leben der Pfarrgemeinde eingeführt hat. Die kirchliche Jugend war von Kind an mein zweites Zuhause, dort bin ich in einem gesunden Umfeld aufgewachsen. Ich wusste, dass Jesus lebt, dass er als Freund bei uns ist, und ich sprach schon als Kind mit ihm. Dieses gute Leben hat mich vor dem Bösen beschützt, aber im Herzen habe ich mich doch oft einsam gefühlt und eine größere Nähe der Eltern vermisst. Mein Vater hat mir später mitgeteilt, dass meine Eltern jung geheiratet hatten und dass sie, als ich geboren wurde, sich zu unreif fühlten, um eine Tochter zu erziehen. Trotzdem habe ich eine schöne Erinnerung an meine Jugend, an gute Freundschaften, die mir geblieben sind, weil sie auf dem Guten aufbauten. Viele Tage habe ich in der Gemeinde verbracht, mit Freunden und vielen Aktivitäten, ich habe freiwillig geholfen im Altersheim und bei den Behinderten. Aber all das Gute das ich tat, blieb doch oberflächlich, denn zu Hause stritt ich mich oft und auch in der Schule strengte ich mich wenig an und zeigte keinen Eifer beim Lernen. Meiner Schwester hielt ich oft Predigten, aber Zeit widmete ich ihr wenig. Als ich größer wurde, glaubte ich, dass ich heiraten und eine gute christliche Familie mit vielen Kindern haben würde. Ich hatte einen Freund, den ich sehr gern hatte, aber oft fühlte ich, dass das noch nicht das wahre Gut war, wir waren nicht wirklich glücklich. Ich spürte, dass unser Zusammensein mich verschlossen machte, es schränkte meine Sehnsucht ein, ich suchte irgendwie mehr. So haben wir uns getrennt und danach habe ich sehr gelitten, denn ich hatte das Gefühl, versagt zu haben und war unzufrieden mit meinem Leben. Ich wusste weder was ich machen wollte, noch wo ich hingehen konnte. Gott sei Dank habe ich damals zu Gott gerufen mit der Bitte um Hilfe und ich habe gehört, dass Jesus mir in meinem Herzen sagte: „Keine Angst, ich bin bei dir, ich liebe dich.“ In genau diesem Moment hat mich ein Mädchen eingeladen zu einemTreffen in der Gemeinschaft Cenacolo. Das war ein Moment mit starker Wirkung: Ich habe in Schwester Elvira eine einfache und entschiedene Frau erlebt, die mir beibringen konnte, eine wahre Frau zu werden. Ich habe sofort nachgefragt, ob ich einen Monat in der Gemeinschaft verbringen könnte. In diesem Monat habe ich mit anderen Mädchen zusammengelebt, die einen langen Weg in der Gemeinschaft machten, um aus ihren Schwierigkeiten hinauszufinden. Dieser Weg stützte sich vor allem auf das Gebet, die Arbeit und eine wahrhaftige Freundschaft und auf ihm habe auch ich meine Armut und meine Defekte kennengelernt. Die vielen konkreten Aufgaben, die ich immer während des gemeinsamen „Rückblicks auf das Leben“ bekommen habe, sind mir eine große Hilfe gewesen. Ich habe immer mehr verstanden, dass das christliche Leben ein stimmiges Leben sein muss, in dem vor allem die Wahrhaftigkeit im Umgang mit mir selbst zählt und nicht nur mein äußeres Tun. Das Licht des Gebetes hat es Jesus erlaubt, mein Herz und meine Gefühle zu heilen und das hat mir die Kraft gegeben, mein Verhalten anderen gegenüber immer mehr zu verändern. Indem ich jeden Tag das wahre und tiefe Leben in der Gemeinschaft bewusst gelebt habe, ist in meinem Herzen jene Stimme wieder aufgetaucht, die mich rief: Ich habe mich immer mehr in Jesus verliebt und auch in dieses einfache Leben des Gebetes und der geschwisterlichen Liebe. Ich habe einen Jesus kennengelernt, der fähig ist, unzählige junge Menschen zum Leben wiederauferstehen zu lassen, die viel verwundeter waren als ich, ein Jesus, der heilt und Wunder wirkt, ein lebendiger Jesus, der mich rief, auf seine Liebe zu antworten, die mich umhüllte und überwältigte. So habe ich gefragt, ob ich den Weg des geweihten Lebens einschlagen konnte. Von dem Tag an habe ich mich endlich als eine freie Frau gefühlt. Heute bin ich glücklich verheiratet mit Jesus, der für mich gestorben und auferstanden ist, und die Gemeinschaft Cenacolo, in der ich lebe, ist für mich ein Fluss voller Leben, Liebe, Freude und Frieden, der mit großer Kraft vorwärts fließt. Dieser Fluss reißt mich mit, ich muss mich nur mit Vertrauen und Demut ihm überlassen und mein tägliches Leben mit einem großen Herzen und mit viel Liebe leben, um diese Liebe an die anderen weiter zu verschenken. Ich sehe es als ein besonderes Privileg an, zu den Schwestern der „ersten Stunde“ gehören zu dürfen und eine Mutter Elvira zu haben, die mit uns geht, uns ihre Liebe schenkt und uns in der Schule der Liebe Gottes erzieht. Ich sehe, dass ich in all diesen Jahren von Gott das Hundertfache erhalten habe für das Wenige, das ich ihm überlassen habe.
Für mein Leben ist es ein großes Geschenk gewesen, einige Jahre mit den Straßenkindern in unserer Mission in Bahia verbringen zu dürfen. Das waren Jahre voller Leben und voller Liebe. Ich konnte Liebe verschenken, aber noch mehr habe ich selbst empfangen. Ich habe das erste kleine Mädchen gesehen, das in unsere Station aufgenommen wurde, und heute sind es achtzig! Die Mission hat für mich neue Horizonte eröffnet, sie hat mein Herz weit gemacht für all die Kinder, Jugendlichen und Armen, die ich getroffen habe und lieben lernen konnte. Ich möchte auch weiterhin mein Leben für sie geben und für sie beten.
Heute lebe ich in unserem Schwesternhaus in Italien („Casa di Formazione“) zusammen mit anderen jungen Frauen, die auf den Ruf Gottes antworten möchten. Es ist schön, diesen Weg gemeinsam zu gehen und wahre Freundschaft unter uns aufzubauen, um in Einheit zu leben und in der lebendigen Liebe zu Jesus und zu allem was er uns anvertrauen will, zu wachsen.
Ich kann von ganzem Herzen bezeugen, dass der Herr, als er mich gerufen hat, ihm zu folgen, mir nichts genommen hat. Heute fühle ich mich viel reicher als früher, und ich erfahre jeden Tag die Wahrheit dessen, was Papst Benedikt uns sagt: „Der Herr nimmt nichts, wenn er jemanden ruft, aber er gibt alles.“

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