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SONNTAG 18

P. STEFANO KATECHESE – Sonntagvormittag

 

Die Worte des Kardinals treffen genau den Punkt – es ist unsere Geschichte:

Wenn wir, Burschen und Mädchen der Gemeinschaft, daran denken, wie sehr wir gesucht haben, dann sehen wir, dass dieses Wort: „Wen sucht ihr? Was sucht ihr?“ wirklich an uns gerichtet ist.

Ich erinnere mich, dass Mutter Elvira in den Anfängen der Gemeinschaft immer sagte, dass derjenige, der in seinem Leben am tiefsten stürzte, deswegen gefallen ist, weil er die wirkliche Wahrheit am meisten gesucht hat – allerdings auf dem falschen Weg.

Im Grunde genommen haben wir alle gesucht, intensiv gesucht. Und wir sind deswegen in den Abgrund gefallen, in die Droge, in das Böse, in viele Fehler des Lebens, in die Fallstricke des Bösen, weil wir innerlich durstig und hungrig waren.

Wir haben ein Zuhause gesucht, einen Ort, an dem unser Leben endlich Frieden findet, Vergebung, wahre und volle Freude; wir haben Kraft gesucht, die Leiden des Lebens zu tragen.

Wir alle haben gesucht, und voller Freude können wir heute sagen: „Wir haben gefunden! Wir haben gefunden!“ An diesem Ort, dem „Cenacolo”, haben wir die Liebe gefunden, die stärker ist als die Schwächen unserer Vergangenheit und Gegenwart. Wir haben eine Liebe gefunden, die nicht aufhört, uns zu sagen: „Ich glaube an dich!“ – auch wenn unser Glaube an Ihn wankt und schwankt, so wie es Petrus passiert ist.

Als Kardinal Schönborn von Michelangelos „Letzten Abendmahl” gesprochen hat, ist mir die Kapelle unseres Hauses in Vrbovec (Kroatien) in den Sinn gekommen; denn dort hat Mutter Elvira dieses Bild von einem ungarischen Burschen, der damals in der Gemeinschaft war, an die Wand malen lassen. Dabei hat er den Tabernakel dort eingefügt, wo der Kelch ist, den Jesus in Händen hält.

Ich erinnere mich: Als Mutter Elvira dieses Bild dann zum ersten Mal gesehen hat – die Jungs standen um sie herum – hat sie innegehalten, um es zu betrachten; in diesem Bild ist genau der Moment festgehalten, in dem Jesus sagt: „Einer von euch wird mich verraten.“ Und sie hat uns gefragt: „Versucht herauszufinden, wer Judas ist!“ Aber in diesem Bild kann man es nicht sehen, denn man sieht, wie alle Apostel au Jesus schauen und fragen: „Bin ich es etwa?” Dann hat sich Mutter Elvira zu uns umgedreht und gesagt: „Leider können wir alle Judas sein.”

Dies ist die traurige Möglichkeit der Freiheit, aber Gott gibt es eben auch den anderen Weg, den Weg des Petrus; es gibt die Möglichkeit, unsere Sünde Gott zu übergeben. Petrus, der weint, der schwach und zerbrechlich ist und der Maria um Vergebung bittet – wie wir gestern im Musical gesehen haben: „Vergib mir!”

Als wir das CREDO-Musical einmal in einer Pfarrei aufgeführt haben, hat uns der Priester gesagt: Wie tröstlich ist es, Petrus zu sehen, gerade ihn, wie er zurückkehrt in die Arme Marias, die Arme der Kirche, die ihn umarmt und ihn wieder aufnimmt.”

Welch ein Glück, welch ein Geschenk, welch ein Privileg ist es, dass wir – die wir gesucht und den Weg verfehlt haben – von einer Mutter angenommen wurden; für uns ist es Mutter Elvira, aber es ist noch viel mehr: Es ist das Herz Gottes, es ist die Kirche, von der wir umarmt wurden, die sich um uns kümmert und zu uns sagt „Ich glaube an dich!“.

Wie schön ist es doch, dass die Gemeinschaft uns nicht wie arme Schlucker behandelt, denen man halt ein Almosen gibt. Denn im Grunde genommen haben wir dieses Mehr gesucht, und wir sind aufgenommen worden als Personen, die fähig sind zu kämpfen und mit Gottes Hilfe die eigene Freiheit zurückzuerobern.

Wie viele Leute haben uns etwas gegeben, als wir auf der Straße waren: ein Geldstück, ein Zeichen des Wohlwollens, ein Lächeln, ein Brot. Sie haben uns Gutes gegeben, aber es hat nicht ausgereicht, uns dazu zu bewegen, das Leben zu ändern. Das Leben sucht Jemanden, sucht Gott, sehnt sich nach dem Herzen Gottes.

Vor vielen Jahren ist es mir etwas passiert, das mich sehr betroffen hat: Ich war in Mexiko auf der Straße unterwegs mit einem Ehepaar der Gemeinschaft, das damals in Mexiko lebte. Sie gingen gewöhnlich des Nachts durch die Straßen, um den Kindern die dort lebten – deren Familie, deren Zuhause der Gehsteig war und die unter den Brücken lebten – etwas Milch und Brot zu bringen.

Als wir angekommen waren und die Horde von Kindern die Frau erkannt hatte, sind sie uns entgegengerannt. Ein Kind ist zu mir gekommen und hat mich ganz, ganz fest umarmt. Ich war verdutzt, denn es hat mich nicht mehr losgelassen. Das Kind hat mich ganz fest gehalten und hat sich bei mir angelehnt, indem es seinen Kopf, sein Ohr, sein Gesicht ganz eng an meine Brust geschmiegt hat. Es hatte mehr Hunger nach Liebe als nach Brot; es hatte Hunger nach Umarmung, nach Güte; es hatte Hunger danach, dass sein Leben geliebt wird und dass es Würde hat, indem jemand sagt: „Dein Leben ist wertvoll.“ Weiter hat mich eine Erfahrung betroffen, die ich auf dem Heimweg im Flugzeug gemacht habe: Ich habe eine Zeitschrift durchgeblättert und bin auf einen medizinischen Artikel gestoßen; beim Lesen habe ich eine Entdeckung gemacht, die mich tief beeindruckt hat: Ich hatte immer gedacht, dass wenn ein Kind geboren wird, die Mutterbrust sucht, weil es die Milch sucht, weil es Nahrung sucht… In diesem Artikel jedoch stand, dass das Kind, wenn es an der Brust der Mutter liegt, das Herz sucht, den Herzschlag der Mutter. Denn das Kind im Schoß der Mutter hat seit seinem ersten Moment neun Monate lang ein Herz schlagen hören, ein Herz, das sein Leben begleitet hat; aber wenn es geboren wird, hört es diesen Herzschlag der Mama nicht mehr und darum sucht es danach.

Das Kind sucht dieses Herz und beruhigt sich erst, wenn es wiedergefunden ist, wenn es den Kopf auf den Leib der Mutter legen kann. Noch bevor es lernt, Nahrung aufzunehmen, erfährt es eine große Sicherheit, wenn es dieses Herz wiedergefunden hat.

Jenes Kind, das seinen Kopf auf meine Brust gelegt hat, hat mich daran denken lassen, dass wir alle das Herz Gottes suchen. Bis wir dieses Herz nicht wiedergefunden haben – das wir haben schlagen hören, als wir geboren wurden – sind wir Heimatlose und Flüchtlinge; solange sind wir Leute, die suchen, und die hier und dort betteln, weil sie im Innersten den Herzschlag Gottes suchen.

Wie schön ist es, die Sicherheit zu haben, dass Gott uns Sein Herz hinterlassen hat: die Eucharistie.

Die eucharistischen Wunder, die im Laufe der Kirchengeschichte geschehen sind, haben mich immer fasziniert. Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen hat man festgestellt, dass das Fleisch (in welches sich die konsekrierte Hostie verwandelt hat) ein Stück des Herzens war. Das bedeutet, dass die Eucharistie dieses Herz ist; wenn wir uns dort anlehnen, finden wir Frieden und sind nicht länger heimatlos.

Wie oft gehen wir Burschen und Mädchen der Gemeinschaft mitten in der Nacht in die Anbetung, um unser Leben auf dieses Herz zu legen. Dort finden wir Frieden, Erholung und Vertrauen: Wir finden die Sicherheit, dass unser Leben geliebt ist und die Erleichterung darüber, dass es eine Liebe gibt, die stärker ist als unsere Untreue.

Legen wir unser Herz, unser Angesicht, unser Leben und seine Geschichte auf das Herz Christi, auf das „Haus des Vaters”, welches das am Kreuz durchbohrte Herz Christi ist, der zu uns sagt: „Kommt her, die Tür ist offen für alle, es gibt Platz für alle im Haus meines Vaters.” Der Herr möchte uns alle dort haben, darum lasst uns nach Hause zurückkehren, damit wir dann allen sagen können: „Wir sind Ihm begegnet!”, „Was sucht ihr, wen sucht ihr?“, „Wir haben Ihn gefunden!”: Wenn ein Leben, das auf der Suche war, findet, beginnt es zu verkündigen…

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