Predigt von Vater Pino Donnerstag 15. Juli 2010
Ich möchte euch vorschlagen, während wir die Messe feiern, diese kleine Unannehmlichkeit der Hitze, im Gebet darzubringen, sodass diese vier Tage eine wahren Auferstehung sein können.
Es gibt das Gebet des Herzens und das Gebet der Gesten, wie das Fasten, eine Darbietung kleiner Dinge die uns etwas kosten: wenn wir sie bewusst darbieten sind sie leichter zu ertragen. Wenn wir anfangen zu sagen „ ... es ist heiß“, dann sagen alle „ ... es ist sehr heiß“ und die Temperatur steigt um fünf Grad! Wenn wir hingegen anfangen diese kleinen Dinge im Gebet zu opfern dann wird es etwas frischer um uns herum.
Heute haben wir ein wundervolles Evangelium und jedes Mal wenn Jesus denn Mund öffnet übermittelt er uns wahre Schätze: Jedes Wort des Evangeliums, jede Geste Jesu ist etwas das heilt und befreit.
Auch dieses Evangelium ist kurz und großartig (Matthäus 11, 28- 30); ich habe mir gedacht den Inhalt in fünf Worten zusammen zu fassen, wie die fünf Finger einer Hand: „kommt“, „ihr die euch plagt“ (die Müdigkeit), die „Ruhe“, das „Joch“, das „demütige Herz“.
„Kommt zu mir“: es ist großartig dieses Wort Jesu und es ist ein Wort das wir dabei sind aufzunehmen und zu leben in diesen Tagen. Wir sind nicht nur hierher gekommen um unter uns ein bisschen zu feiern, sondern es gibt einen Mittelpunkt bei diesem Fest: es ist Jesus, der in diesen siebenundzwanzig Jahren durch die Gemeinschaft, durch Mutter Elvira, durch euch alle eine Heilung vollbracht, und viel Müdigkeit ausgeglichen hat.
Vergessen wir nicht, dass Er immer der Mittelpunkt dieses Festes ist: wo Jesus ist, da ist das Fest, wo Jesus fehlt, können wir noch so tolle Dinge tun, aber es würde nie ein Fest der Menschen sein.
„Kommt“: dies ist eine Einladung des Mitgefühls Jesu. Warum beharrt Jesus auf das „zu Ihm kommen“? Weil wir in unserem Leben oft riskieren desorientiert in viele Richtungen zu laufen, oft verlieren wir uns dabei; sehr oft fühlen wir uns verloren und erinnern uns nicht daran, dass wir einen sicheren Fels brauchen, der unserem Leben Stabilität verleiht und Gleichgewicht. Jesus ist dieser Fels, sein Wort ist dieser Fels, die Eucharistie ist dieser Fels.
Wie macht man das, zu Jesus zu kommen? Wir können das sehr konkret hinterfragen: um zu Jesus zu kommen, und das kann paradox erscheinen, muss man stehenbleiben (innehalten), man muss sich hinknien. Das ist der Weg um zu Jesus zu kommen: es geht nicht mit Stolz, zu Ihm muss man auf den Knien komme, mit Demut und wenn wir uns hinknien dann fällt uns erst auf, dass Er es ist der zu uns kommt, denn Jesus kommt immer zu uns.
Das Gebet: auf irgendeine Weise beten wir alle, aber wie einfach ist es, auch wenn wir zu Jesus im Gebet sprechen und zu Ihm kommen durch die Eucharistie, Ihm doch noch zu entfliehen. Schaut, jedes Jahr während meiner Andachtsübungen von vierzig Tagen, bewegt mich derselbe Gedanke; in den langen Stunden der Anbetung sag ich mir: „ wie wenig Zeit verbringe ich sonst mit Jesus!“ Es ist so einfach zu beten, dennoch ist unser Kopf fähig, ständig vor Jesus zu fliehen; in Gedanken gehen wir nicht zu Ihm, wir beginnen nachzudenken, zu organisieren, manchmal flüchten wir uns in irgendwelche komischen Fantasien. Jesus hört nicht auf es uns mit Geduld zu wiederholen: „ kommt alle zu mir“, weil wenn wir zu Ihm kommen finden wir Ruhe.
Ich würde mir wünschen, dass wir alle um ein einfaches, ernsthaftes Gebet bitten: das ist das größte Geschenk das wir in unserem Leben bekommen können, das Geschenk wirklich mit Jesus zu sein.
Derjenige unter euch, der es noch nicht gewohnt ist zu beten, bitte um das Geschenk innehalten zu können, wenigstens für eine halbe Stunde, oder für diese Viertelstunde in der er Jesus rufen hört“ Komm zu mir“
Das zweite Wort: Müdigkeit.
Jesus ruft wirklich jeden von uns: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt“, in diesem „alle“ ist jeder von uns enthalten.
Ich möchte mir mit euch diese Frage stellen, mit großer Ehrlichkeit: was ist es, das dich müde macht im Leben?
Wir können sagen, dass uns viele Sachen müde machen: die Arbeit, die Sorgen, manchmal das wir keine Arbeit haben, manches Leiden das nur Gott kennt... und das ist alles wahr. Aber ich möchte ein bisschen in die Tiefe gehen und ich glaube, dass wir uns einig sein werden.
Zwei Sachen machen uns müde egal ob alt oder jung und sie machen uns müder als die Arbeit, die Sorgen, oder das Leiden: was uns wirklich müde macht sind die Kompromisse mit dem Bösen, das macht müde.
Der Egoismus ermüdet und die Sünde. Wenn in uns Zweideutigkeiten sind, Masken, Falschheit, oder viel Stolz -genau weil dieser eine Lüge ist-, machen sie das Herz müde. Es sind nicht etwa die Arbeit oder die Sorgen die müde machen ... natürlich zum Teil aber was wirklich ermüdet ist das Böse und die Kompromisse mit dem Bösen.
Heilige scheinen nie müde zu sein- warum? Weil das Gute nicht müde macht, das Gute verleiht unserem Leben Flügel. Seht, die Heiligen sind nicht anders als wir, sie sind keine Helden, sondern Menschen, die sich radikal und indem sie sich an Gott klammern, das Gute gewählt haben; Die Kräfte werden vervielfacht, weil das Gute niemals müde macht.
Es gibt noch eine Müdigkeit bei jungen Leuten: sie wollen keine Entscheidungen fällen. Das Gute sehen aber es nicht zu tun, eine Entscheidung zu sehen aber sie nicht zu treffen- das ist aufreibend, das sind die Sachen die ermüden und unterdrücken.
Bitten wir Jesus zu kommen. Jesus erwartet uns mit seiner Vergebung, mit seiner Klarheit; und wer weiß ob nicht so mancher von euch nach diesen vier Tagen erholt nach Hause geht weil er eine Vergebung erfahren hat wie niemals zuvor in seinem Leben. Er fühlt sich sauber, geht erleichtert nach Hause, mit reinem Herzen: also hat sich das Fest wirklich ausgezahlt! Oder vielleicht ist unter euch ein Junge oder ein Mädchen das schon lange darüber nachdenkt was er/ sie aus seinem Leben machen soll und Heute oder am Sonntag erreichen diese Worte durch das Licht Jesu, nicht durch einen vorbeigehenden Enthusiasmus sondern durch eine Gnade sein/ihr Herz: „ Auf geht`s, hab keine Angst, das ist dein Weg“. Also, wenn dieser Junge oder dieses Mädchen ja sagt, dann zahlt es sich aus auf dieses Fest zu kommen.
Seht, jedes Jahr geschehen Wunder auf diesem Fest die nur Gott kennt und es werden auch dieses Jahr welche geschehen, weil Wunder, das sage ich immer allen Jungen Leuten, der „Beruf“ Gottes ist. Uns scheint das schwierig zu sein, in Wahrheit ist das für Gott einfache Arbeit.
Das dritte Wort: „Ruhe“
Zweimal verspricht Jesus Ruhe im Leben für die, die zu Ihm kommen. Jesus ist treu, wenn er etwas verspricht hintergeht er niemals. Seit beruhigt, Jesus täuscht und betrügt nicht. Ihr könnt jedes der Worte aus seinem Evangelium nehmen und euch darauf ausruhen. Jesus ist vertrauenswürdig.
Was ist diese Ruhe die Jesus verspricht? Ist es etwas Unbestimmtes das wir noch nie erfahren haben? Nein, es ist etwas das jeder von euch erlebt hat, wir alle haben es schon erfahren, wenn wir wirklich zu Jesus kommen. Diese Ruhe ist seine Vergebung, seine Liebe, es ist- sich geliebt zu fühlen: das lässt unser Herz ruhen, das beseitigt die Müdigkeit. Wir brauchen nicht nur zu essen und zu schlafen um uns auszuruhen; die Nachtruhe, das wir zu Essen, eine Kantine habe, nährt uns bestärkt uns sicherlich, aber das reicht nicht weil das menschliche Herz braucht noch etwas Anderes, es braucht einen Sinn, es braucht Gemeinschaft, es braucht Liebe: das nährt und bestärkt.
In der Tat, wenn wir uns unendlich geliebt fühlen, ruht sich unser Herz aus, auch wenn wir leiden oder weinen, der Trost der Liebe Gottes hat keine Grenzen.
Viertes Wort: das „Joch“.
Jesus sagt mit großer Klarheit „Nehmt mein Joch auf euch“ das er allerdings „sanft und leicht“ nennt. Was wird das Joch Jesu sein? Es ist nichts Anderes als Ihm auf dem Weg der Liebe zu folgen. Dies ist ein Joch, weil es anspruchsvoll und aufwendig ist zu lieben und man muss sich dafür entscheiden, spontan machen wir es nicht, spontan sind wir nur egoistisch. Man muss sich für die Liebe entscheiden und sie ist so tief in uns verankert, dass, wenn wir unser Leben lieben, sie uns Flügel verleiht. Darum ist es ein leichtes Joch und ich traue mich mit großer Klarheit zu sagen und glaube, dass das schon jeder von uns erfahren hat: die Sünde ist ein schweres Joch und es erdrückt uns, die Liebe ist ein leichtes Joch, das uns fliegen lässt. Wer tief in der Dunkelheit gelebt hat, weiß sehr gut, dass das Böse dich an einem gewissen Punkt zerbrechen lässt; es wird zu einem Gefängnis, es erstickt dich, vielleicht willst du es nicht zugeben, aber das Böse kann uns unterdrücken, weil wir für das Gute gemacht sind. Wenn wir das Joch Jesu, das heißt die Liebe, auf uns nehmen, das bedeutet zu leben, das ist die Auferstehung, das ist Freiheit, weil lieben nie ermüdend ist.
Die heilige Theresa von Avila hat eines Tages einen Satz gesagt, der mir ab und zu in den Sinn kommt, er ist fantastisch und sehr realistisch. Von Gott und von seiner Vergebung sprechend hat sie gesagt: „Eher ermüden wir zu sündigen, als Gott zu müde wird uns zu vergeben“. Das ist wahr, weil die Sünde müde macht, Gott hört nie auf zu vergeben; vergeben mit Freuden. Bitten wir, dass wir schnell müde werden zu sündigen, dass wir uns losmachen von unserem Egoismus, damit wir uns in die Arme Gottes fallen lassen können und Ruhe finden. Wenn wir unsere innere Ruhe gefunden haben dürfen wir nicht stehen bleiben: der Herr ruft uns, mit Ihm zusammen Ruhe zu werden- für die Anderen. Jeder von uns ist aufgerufen Liebe zu werden, das Herz auszuweiten, um das zu geben was Gott uns geschenkt hat, darin findet man wahre Freude.
Das fünfte Wort: die „Demut“
Jesus hat mit großer Einfachheit gesagt: „Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig“. Die Demut ist wirklich das Klima Gottes, es ist wirklich das Klima im Herzen Jesu. Gott ist demütig. Er ist so demütig, dass er die ganze Zeit der Protagonist in unserem Leben ist und wir bemerken es nicht.
Gott, durch seinen Sohn, durch den Geist, gegenwärtig in seinem Wort, wird sich uns mitteilen im Brot und im Wein, er wird uns bestärken, und das alles in großer Demut. Was ist demütiger als ein Stück Brot, ein Schluck Wein und ein Wort?
-So ist Gott! Was für eine Kluft zwischen Ihm und unserem Stolz!-
Aber Jesus sagt: „Kommt zu mir um Demut zu lernen“, auch heute. In Demut vollbringt Gott große Dinge. Nur um anzufangen am Beispiel der heiligen Mutter Maria: „Große Dinge hat der Allmächtige in mir vollbracht, weil er auf meine ‚Kleinheit‘ geschaut hat.“
Ich möchte euch etwas sagen, das ihr besser wisst als ich: in diesen siebenundzwanzig Jahren Gemeinschaft Cenacolo, hier und in allen anderen Häusern, sind viele Jungen und Mädchen vorbeigekommen und alle haben ihr Leben wiedergefunden, haben die Auferstehung gefunden. Wenn wir uns fragen: „ Wie haben sie es geschafft in manchen Momenten durchzuhalten, als sie in Versuchung geraten sind, wenn es schwierig wurde?“. Ich antworte: durch Gesten der Demut. Demut hat sie dazu gebracht in der Gemeinschaft zu bleiben. Wer es geschafft hat seinen Stolz zu zertreten, hat Rettung gefunden, wer zu stolz war ist gegangen und hat sich in der Finsternis wiedergefunden.
Wenn wir in unserem Leben in Allem konstant bleiben wollen, im Gebet, im Guten, oder auch in unseren Schwächen, denn diese werden uns begleiten bis zum letzten Atemzug, haben wir eine Waffe: die Demut- zu Jesus zu kommen, das Bedürfnis nach Jesus zu haben, das Schreien zu Jesus.
Wehe wenn wir uns selbständig fühlen, wehe wenn wir uns stark fühlen, dann sind wir schon nahe am Zusammenbruch. Solange wir ein bisschen Demut besitzen, können wir hoffen, weil Jesus uns nimmt und uns auf den Beinen hält.
Abschließend möchte ich euch wünschen, dass die Demut eure Freude sei, weil wo Demut ist, ist auch Freude. Die Demut und die Freude sind Zwillingsschwestern, sie sind sich ähnlich, sie sind immer zusammen, sucht nicht nach der Freude unter stolzen Leuten, sucht die Freude unter den Demütigen. Wenn in diesen Tagen Freude und Demut vorhanden sind, dann wird der heilige Geist große Dinge in euren Herzen und unter euch vollbringen. Ich wünsche euch und ich werde in der heutigen Eucharistie darum bitten, dass die Demut und die Freude wie zwei Blumen sind, die euch in diesen vier Tagen begleiten.
Lobpreis und Ehre unserem Herrn!
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